Matthias Pöhm - macht Menschen zu Meinungsführern

Wie überzeugen Sie im Dialog bei festgefahrenen Meinungen


 

 

Kann man einen Menschen mit festgefahrener Meinung von etwas anderem überzeugen? z.B. Verschwörungstheoretiker? Es ist schwer, aber nicht unmöglich.

Ich beschäftige mich damit,  wie unmöglich es scheint, jemand mit einem festgefahrenen Glauben von etwas anderem zu überzeugen. Das betrifft z.b. Verschwörungstheorien, das betrifft religiösen Glauben, das betrifft aber auch den Glauben an eine bestimmte Ernährungsmethode. Oder der Glaube, dass Flüchtlingen geholfen werden muss oder eben nicht geholfen werden muss. Der Glaube dass es den Klimawandel gibt, oder dass es ihn nicht gibt.  Der Glaube, dass Astrologie etwas über uns aussagen kann, oder dass Astrologie nichts über uns aussagen kann. Der Glaube, dass SIE besser wüssten als andere, was zu tun ist, damit die Welt eine Bessere werden könnte.   

 Wir alle haben solche Glauben, die wir "Meinung" nennen. Wenn die Meinung  kampfeserprobt ist und missionarischen Charakter hat,  dann haben wir eine festgefahrene Meinung - oder eine Austernschalen-Meinung. Ob Sie das wahrhaben wollen oder nicht: Jeder hat solche festgefahrenen Austernschalen-Meinungen. 

Der Versuch solche verhärtete Meinungen zu ändern, ist ein höchst, höchst anspruchsvolles Unterfangen.  Aber deshalb liebe ich dieses Kommunikationstraining, man kann es wenigstens versuchen. Hier ist die Vorgehensweise.

 

Zeigen Sie ihm zunächst, dass Sie ihn als Mensch wertschätzen.

ob als Fachmann, oder als Familienvater, oder als guten Zuhörer... Oder was auch immer.

Sie: Herr Hansen, ich habe Sie als jemand kennengelernt, der sich immer für Vieles interessiert. Mit Ihnen kann man interessante Gespräche führen. Das gefällt mir an Ihnen.

Dann dürfen Sie ihn auf keinen Fall gleich mit ihrer eigenen Meinung kommen oder ihn mit Ihren Argumenten überschütten.

 

Versuchen Sie herauszufinden - aber wirklich herauszufinden - was seine Meinung ist.

90 % aller Menschen können oder wollen das nicht. Aber das ist die unabdingbare Voraussetzung, dass sie die Austern-Schale knacken können. Sie müssen ihm das Gefühl geben, dass seine Meinung / sein Glauben gleichwertig ist und seine Berechtigung hat.

Hören Sie solange zu, bis Sie seine Meinung fehlerfrei nacherzählen könnten. 

 

Nehmen wir mal an, ich will jemand  davon überzeugen, dass die Corona Maßnahmen übertrieben wären,  und der Lockdown nicht sinnvoll ist. Das ist jetzt nicht meine persönliche Meinung, aber es ist viel anspruchsvoller eine Meinung zu verteidigen, die man nicht teilt.  Das ist überhaupt das beste Training, wenn sie Überzeugen trainieren wollen. Trainieren sie die Gegenposition, die gerade nicht ihrer Meinung entspricht. Erst dann werden Sie wirklich gut. (und Sie merken gleichzeitig, dass Ihre Meinung auch nur eine Meinung ist, die genauso nur einem Glauben entspricht wie die Gegenmeinung)

 

Nähern Sie sich ihm über Fragen, machen Sie möglichst keine Aussagen, sondern neutrale Fragen. Das ist viel cleverer. 

Machen Sie NUR wertneutrale Fragen. Keine Fragen wie "Finden Sie es nicht schlimm, wie manche Medien uns anlügen". Damit kommt Ihre Meinung schon durch, das muss auf alle Fälle vermieden werden. Steigen Sie mit einer wertneutralen offenen Frage ein. 

Sie: "Wie sehen Sie die Corona Krise?"

Zielperson: "Ja das ist schlimm, was wir da gerade erleben. Aber unsere Bundesregierung macht einen guten Job. In der schwierigen Situation weiß man nicht immer was richtig ist, aber sie lernen und machen es dann besser."

 

Zeigen Sie, dass Sie ein guter Zuhörer sind. Wiederholen Sie zunächst möglichst WÖRTLICH, was er gesagt hat. OHNE ihre Gegenposition zu platzieren.

Sie: Herr Hansen, Sie sagen, die Bundesregierung macht einen guten Job. Und die lernen im Laufe der Zeit immer dazu. Richtig?

Zielperson:  Ja. 

Bringen Sie ihn zum Reden und erweisen Sie sich als guter Zuhörer. Fragen Sie weiter. 

Sie: Gibt es noch was, was Ihnen bei der Corona-Krise aufgefallen ist?

Auch diese seine Antwort wiederholen Sie, so dass Sie ihm signalisieren, dass Sie sich wirklich für seine Position interessieren. Erst dann kommen Sie mit einem wertneutralen Vorstoss...

 

Fragen Sie, ob er es für möglich hält, dass es andere Informationen geben könnte

Sie: Halten Sie es für möglich, dass es Informationen gibt, die Sie noch nicht kennen?

Zielperson: Ja, das könnte sein.

Sie: Welche zum Beispiel?

Zielperson: (gibt weitere Beispiele. Oft entsteht da sogar ein Beispiel, das einen Zweifel beinhaltet. Muss aber nicht sein)

Hören Sie auch hier zu, OHNE zu unterbrechen und fassen Sie seine Beispiele wieder zusammen. 

 

Bevor Sie eine Aussage machen, fragen Sie ob er sie hören will.

 

Sie: Da gibt es eine Studie, die hat was Erstaunliches rausgefunden. Wollen Sie es hören?

und erst JETZT sagen Sie Ihre eigene Position - ohne Rechthaberei, ohne Emotion... Falls er "Nein" sagt, dann akzeptieren Sie das und brechen das Thema ab und reden von etwas Wertneutralem.

Ich weiss, das ist hart, aber anders werden Sie die Austernschale niemals öffnen können. 

 

Das Wort „aber“ muss auf alle Fälle während Ihrem ganzen Dialog vermieden werden.

Im Seminar „Schlagfertig & erfolgreicher“ zeige ich Ihnen die geniale Methode, wie Sie eine Gegenposition kundtun, Ohne das Wort aber (oder ein Ersatzwort) zu benutzen.

Und dort findet das Spezialtraining unter Beobachtung von mir mit Feedbackschlaufe statt. Denn Sie erkennen meist nicht, wenn Sie in Emotionen und Rechthaberei abgleiten. Sobald das passiert, geht jedes schüchtern geöffnetes Fenster beim Gesprächspartner wieder zu. 

 

   Das Seminar zum Artikel:  Schlagfertig und erfolgreicher

 

 

 


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