Kontern bei Etikettier-Vorwürfen

Nur selten gab dieser Mann überhaupt Interviews.
Aus dem Nichts hatte er eine Firma aufgebaut, die inzwischen 30´000 Mitarbeiter beschäftigte.

Der amerikanische Journalist Conni Chung stellte ihm die Frage: " Sehen Sie sich als Streber?"

Der reichste Mann der Welt, Bill Gates, antwortete:
"Wenn Streber bedeutet, dass ich Spaß daran habe, zu verstehen was in so einem Computer abläuft, oder wenn ich stundenlang davor sitze und damit spiele und das so richtig genieße, ja dann bin ich ein Streber."

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In meinem Rhetorik-Seminar erklärte ich meinen Teilnehmern, wie man aus jedem noch so nüchternen Thema ein Krimi basteln kann. Eine Dame meldete sich und sagte: "Das, was Sie uns da beibringen, ist doch Manipulation!" Meine Antwort: "Wenn Manipulation bedeutet, dass ich mein Anliegen möglichst appetitlich darstelle, und wenn Sie das Ansprühen von Parfum auch als Manipulation bezeichnen, ja, dann manipuliere ich!"

Bill Gates und ich haben eine Methode angewandt, die sich systematisch auf alle Etikettier-Angriffe anwenden lässt. Etikettier-Angriffe sind Angriffe, bei denen ein Negativ-Wort im Vorwurf vorkommt. "Ich empfinde ihr Verhalten als arrogant", "Sind Sie nicht ein bisschen spiessig?" "Sie können nicht mitreden, Sie sind noch unerfahren", "Sehen Sie sich als Streber?"...Streber, Arrogant, spiessig, unerfahren... sobald Sie mit einem Vorwurf konfrontiert werden, in dem so ein Negativwort vorkommt, können Sie mit dieser hoch eleganten Methode kontern!

Der Trick besteht darin, dass Sie das Negativwort aus dem Vorwurf isolieren und ihm eine neue, positive Bedeutung geben.

Wussten Sie, dass wir auf der Welt ungefähr 200'000 christliche Splittergruppen haben? Alle lesen die Bibel - alle lesen dort aber etwas anderes. Worte in sich haben wenig bis keine Bedeutung- Es ist die Bedeutung, die wir hineinlesen, die den Worten den für uns gewünschten Sinn gibt. Und so, wie die Christenmenschen das machen, machen wir es auch. Wir lesen aus den Worten nur das heraus, was wir dort jeweils sehen wollen. Im Angriff kommt ein Negativwort vor. Jedes Negativwort birgt in sich eine positive Bedeutung. Dies formulieren wir aus, schiessen dem Angreifer das Wort in der neuen Bedeutung zurück und stimmen ihm dann gemeinerweise auch noch zu!

Herr Hauser, Sie sind nicht teamfähig.
-> Wenn "nicht teamfähig" bedeutet, dass ich anspruchsvolle Aufgaben, selbständig und eigenverantwortlich erledige, ja dann bin ich nicht teamfähig.

Vom Prinzip her machen Sie eine Uminterpretation. Es gibt zwar mehrere Formulierungsmöglichkeiten, aber das Formulierungsmuster, das sich als das wirksamste von allen erwiesen hat ist folgendes: Sie antworten: "Wenn XY ....dies und jenes... bedeutet, Ja, dann trifft XY zu." Wobei hier XY irgend ein beliebiges Negativwort ist.

Ziel bei der Uminterpretation ist es, dass Sie in einem guten Licht erscheinen. Sie fragen sich: "was ist der positive Aspekt der Negativwortes?" Nehmen wir zum Beispiel das Wort "arrogant". Ein wirklich arroganter Mensch würde sich selbst niemals als arrogant, sondern wahrscheinlich als "Selbstbewusst und souverän" bezeichnen. Und auf diese Weise interpretieren Sie das Wort "arrogant" um:
-> Wenn arrogant bedeutet, dass ich ein souveränes, selbstbewusstes Auftreten habe und dass ich meine Anliegen auch gegen Widerstände von anderen durchsetze, ja dann bin ich arrogant.

Dieses Antwortmuster klingt sehr geistreich. Mit den Anfangsworten "Wenn XY bedeutet..." schaffen Sie es, in sechs von zehn Fällen eine solche geistreiche Antwort zu geben.

Probieren Sie doch gleich mal dieses Muster auf folgende Angriffe anzuwenden:

==> Du bist einfach nicht bindungsfähig.

==> Müssen Sie dauernd streiten?

==> Sie kommen ja schon wieder zu spät.

==> Sie können nicht mitreden. Sie haben überhaupt keine Erfahrung in diesen Dingen.

==> Du hast dich ganz schön verändert.

==> Mein Gott, sind Sie dumm.

Mögliche Antworten:

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Du bist einfach nicht bindungsfähig.
-> Wenn nicht bindungsfähig bedeutet, dass ich meinen eigenständigen Weg im Leben gehe, dann gebe ich Dir Recht.

Müssen Sie dauernd streiten?
-> Wenn "dauernd streiten" bedeutet das ich ein diskutierfreudiges Wesen bin, ja dann stimmt das.

Sie kommen ja schon wieder zu spät.
-> Wenn "zu spät kommen" bedeutet, dass ich mir meine Arbeit sinnvoll ein teile, ja dann stimmt das.

Sie können nicht mitreden. Sie haben überhaupt keine Erfahrung in diesen Dingen.
-> Wenn "keine Erfahrung" bedeutet, dass ich die Sache völlig unvoreingenommen betrachten kann, ja dann hab ich keine Erfahrung.

Du hast dich ganz schön verändert.
-> Wenn verändert bedeutet, dass ich mich weiterentwickelt habe, ja dann habe ich mich verändert

Mein Gott, sind Sie dumm.
-> Wenn dumm bedeutet, dass ich versuche Dinge einfach zu sehen, ja dann bin ich dumm.

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(Copyright Matthias Pöhm. Dieser Artikel darf nur mit Genehmigung des Autors weiter verwendet werden)

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Letztes Update: 28. Dezember 2016