Da stand sie vor mir, ihre Unterlagen ausgebreitet, eine eigentlich unscheinbare Person. Mitten im Beratungsgespräch flüsterte sie mir auf ein mal zu: ' Ich höre Stimmen!' Ich brauchte mich nicht um zu schauen um zu wissen, dass wir allein waren. Also beschloss ich zu ignorieren, was ich gehört hatte. Da beugte sie sich über den Tisch zu mir herüber und flüsterte noch mal, aber energischer:'Ich höre Stimmen!' 'Na und?' fragte ich ohne groß zu überlegen. 'Stimmen!' betonte sie noch einmal. 'Ich auch' behauptete ich, 'aber ich rede doch nicht darüber!' Sie schaute mich verdutzt an. Jetzt kam es darauf an, ihrer Gegenfrage zuvor zu kommen. 'Ich hab doch keine Lust, deswegen eingesperrt zu werden. Am spannendsten finde ich übrigens,wenn es mehrere sind und die versuchen sich gegenseitig fertig zu machen' in Gedanken war ich bei meiner letzten Telefonkonferenz, ' da lehne ich mich dann immer innerlich zurück und warte, bis das Treiben ein Ende hat! Aber sowas erzähle ich doch keinem,die würden mich doch..' und dann war ich es, der flüsterte '...für bekloppt halten!' Die Gute schaute mich eine Weile ganz fassungslos an, und es war ihr anzusehen, wie das Räderwerk hinter ihren grauen Augen auf Hochtouren lief. Dann nahm sie schweigend ihre Unterlagen und ging Grußlos. 2 Wochen später kam sie wieder. Ich bearbeitete ihre Anliegen, sie wurde eine treue Kundin, aber das gewesene Thema kam nie wieder zur Sprache.